15 Josef + Lina Ostermann
linke Tafel für Josef Ostermann fehlt |
Mittlerer, großer Grabstein mit hebräischer Inschrift |
Hier ruht sanft Ehefrau. Josef Ostermann Lina geb. Hehsel geb. 23.6 1860 gestr .1.9.1923 |
Hier stehen wir vor dem Grab des langjährigen Lehrers der jüdischen Elementarschule Beckums und seiner Frau Lina, geborene Hensel (oder Hehsel). Er übte fast zwanzig Jahre lang (von 1878 bis 1897) sein Lehramt aus und wurde erst durch eine schwere Krankheit gezwungen, diesen Posten aufzugeben. Er wohnte mit seiner Familie im Haus Alleestraße 17, das später von dem jüdischen Arzt Dr. Walter Kronenberg erworben wurde.
Bei den Feierlichkeiten zum 25jährigen Jubiläum der Synagoge am 2. Juli 1892 hielt er die Festpredigt. Die neunjährige trug zum Abschluß der Feier ein von ihm verfaßtes Gebet vor, das mit folgenden zeilen endete:
"Oh Gott, erhore Du mein kindlich Flehen!
Hab' Wohlgefallen an meiner Lippen Wort!
Laß die Gebeugten leer nicht von hier gehen!
Sei Du auch ferner stets ihr Schirm und Hort!
Gewähre ihnen, was ihre Herzen bitten!
Ach, bleib bei uns, in unsrer heil`gen Mitten!"
Ihr Sohn Alfred Ostermann betrieb im Hause an der Alleestraße ein kleines privates Bankinstitut, das er aber 1925 nach Hannover verlegte. Im November 1933 wanderte er nach Palästina aus.
Dort im späteren Israel gelang dem Enkelkind des jüdischen Lehrers, dem in Beckum geborenen Helmut Ostermann, der in seinen neuen Heimat den Namen Uri Avnery angenommen hatte, eine fast beispiellose nationale Karriere. Er machte sich als Journalist, Buchautor, Verleger und Politiker einen über das Land hinausgehenden Namen. Als prominenter Verfechter einer Politik des Ausgleichs mit den mit den Palistäninensern traf er sich 1982 als erster Israeli mit PLO-Chef Jassir Arafat in Beirut, das zu dieser Zeit von israelischen Truppen belagert wurde; eine spektakuläre Aktion, von der Palästinensern rund um die Welt berichtet wurde, ihm aber beinahe einen Prozeß wegen Hochverrats eingebracht hätte.
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Literaturhinweis: Hubert Lukas: „Hier ruhen in Gottes seligem Schutz …“ – Der jüdische Friedhof in Beckum (Beckumer Blätter Nr. 3), Beckum 1988. Seite 70